Hufrehe

Hufrehe kommt heute als sogenannte „Wohlstandserkrankung“ immer häufiger vor. Dabei kommen in der Regel mehrere Auslöser zusammen, die beim Pferd zu einer akuten Hufrehe (Laminits) führen können.

Was ist Hufrehe?

Hufrehe ist eine ernsthafte Erkrankung, die mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden ist. Sie wird auch als Laminitis bezeichnet, da sie die Huflederhaut betrifft, auch Lamina genannt, die das Hufbein mit der Hufkapsel verbindet. Für Pferdebesitzer ist es wichtig, diese Erkrankung zu verstehen, da sie eine schnelle und angemessene Behandlung erfordert.

Bei Hufrehe kommt es zu einer Entzündung der Huflederhaut, die zu einer Veränderung in der Struktur des Hufes führt. Die Huflederhaut ist ein komplexes Gefäß- und Gewebenetzwerk, das für die Versorgung des Hufbeins mit Nährstoffen und Sauerstoff verantwortlich ist. Durch verschiedene Auslöser, wie übermäßige Belastung, zu reichhaltiges Futter oder hormonelle Störungen, werden in der Huflederhaut entzündungsfördernde Substanzen freigesetzt, die zu einer Schwellung und Schädigung der empfindlichen Lamellen führen können.

Die Lamellen sind winzige Strukturen, die wie Haken ineinandergreifen und das Hufbein fest mit der Hufkapsel verbinden. Bei einer Entzündung der Lamellen verlieren sie ihre Festigkeit, was zu einer schmerzhaften Verlagerung des Hufbeins im Huf führen kann. Dabei lässt sich zwischen der Rotation und der Absenkung unterscheiden, die jedoch oft auch gleichzeitig auftreten:

Verlagerung des Hufbeins

Bei Hufrehe handelt es sich um eine Erkrankung, bei der es zu Veränderungen in der Hufstruktur kommt, die das Pferd schmerzen und in seiner Bewegungsfreiheit beeinträchtigen können. Es gibt zwei Begriffe, die oft im Zusammenhang mit Hufrehe verwendet werden: Rotation und Absenkung. Beide beschreiben die Position des Hufbeins in Bezug auf die Hufkapsel und können verschiedene Schweregrade der Erkrankung anzeigen.

  1. Rotation: Rotation bezieht sich auf die Veränderung der Position des Hufbeins innerhalb der Hufkapsel. Normalerweise ist das Hufbein fest in der Hufkapsel aufgehängt und wird von den Lamellen der Huflederhaut fest in Position gehalten. Durch den Entzündungsprozess der Hufrehe verlieren diese Lamellen ihre Festigkeit. Dadurch kann das Hufbein in der Hufkapsel nach unten kippen bzw. rotieren. Das Hufbein steht dann stärker auf der Spitze, was mit der Gefahr eines Knochenabbaus in diesem Bereich einhergeht.
  2. Absenkung: Absenkung oder Hufbeinsenkung bedeutet, dass das Hufbein tatsächlich tiefer in Richtung der Hufsohle absinkt. Dies geschieht, wenn die Verbindung zwischen den Lamellen und dem Hufbein so stark beeinträchtigt ist, dass das Hufbein nicht mehr richtig gehalten wird und es durch das Gewicht des Pferdes in Richtung der Sohle fällt.

In schweren Fällen kann die Verlagerung des Hufbeins sogar dazu führen, dass das Hufbein durch die Sohle des Hufs bricht.

Hufrehe als Wohstandskrankheit?

Eine Rolle spielt dabei sicherlich die Ernährung der Pferde, oft werden sie (teilweise) auf Weiden gehalten, deren Bewuchs für Pferde eigentlich völlig ungeeignet ist.

Pferde sind Dauerfresser – ihr Verdauungssystem ist darauf ausgelegt, mit einer kontinuierlichen Zufuhr kleiner Mengen Raufutter zurechtzukommen. In der Natur müssen Wildpferde große Entfernungen zurücklegen, um genug Futter zu bekommen, da die meisten Wildgräser nährstoffarm sind. Im Vergleich dazu erhalten unsere Hauspferde große Mengen an nährstoffreichen Gräsern – oder auch an fast ebenso nährstoffreichem Heu – und sind auf viel kleinere Flächen beschränkt. Dies führt dazu, dass ein Pferd mehr Zucker zu sich nimmt, als sein Körper verarbeiten kann. Dadurch verändert sich das Darmmilieu des Pferdes. Außerdem erhalten vielen Pferden große Mengen an Getreide, für die ihr Verdauungssystem ebenfalls nicht ausgelegt ist. Auch lange Fresspausen stören das Verdauungssystem und können zu einer Entgleisung des Stoffwechsels und zu Hufrehe beitragen.

Definition von Hufrehe 

Hufrehe (Laminits) ist eine akute Entzündung der Lamellenlederhaut im Huf. Mit diesen Lamellen wird das Hufbein in der Hufkapsel festgehalten. An er Sohle des Pferdes sehen wir diese korrespondierende Hornschicht als weiße Linie. Bei einem gesunden Huf können wir anhand einer schmalen weißen Linie eine gute Verbindung zwischen Hufbein und Hufkapsel erkennen. Ist die weiße Linie aber gedehnt oder weist Einblutungen auf, dann kann dies ein Hinweis darauf sein, dass die Verbindung beeinträchtigt ist. 

Hufrehe bei Pferden wird als akut bezeichnet (Laminitis – akute Entzündung der Lamellenlederhaut), wenn sie sich im Anfangsstadium befindet. Eine chronische Hufrehe, bei welcher auch immer wieder Entzündungen (Schübe) auftreten, kann auch über einen längeren Zeitraum bestehen. 

Hufrehe tritt oft dann auf, wenn sich die Lamellen entzünden und ein Sekret voller Giftstoffe produzieren, das die Verbindung zwischen Hufbein und Hufwand schwächt. Dies führt zu einer verbreiterten weißen Linie, die sichtbar ist, wenn man die Sohle eines Pferdes mit chronischer Hufrehe betrachtet. Auslöser hierfür sind oft eine Störung der Darmflora oder eine akute Vergiftung. 

Mechanische Einflüsse

Hinzu kommt in vielen Fällen, dass durch eine ungünstige Hufform die Lamellen mechanisch über einen längeren Zeitraum überlastet waren und entsprechend bereits Schädigungen aufweisen. Oft ist das der Fall, wenn zu viel Last auf die Lamellen wirkt, weil zum Beispiel eine zu lange Zehe bei jedem Schritt des Pferdes wie ein Hebel an der Wand zieht. Der durch eine ungünstige Fütterung längerfristig gestörte Stoffwechsel oder eine spontane Überlastung des Stoffwechsels durch Vergiftung bringen dann „das Fass zum Überlaufen“.

Chronischer Rehehuf

Symptome der Hufrehe 

Typische Anzeichen von Hufrehe sind, dass das Pferd sich steif bewegt, die Vorderbeine nach vorne streckt, um das Gewicht auf die Hinterbeine zu verlagern, und sich häufig hinlegt, um den Druck auf die betroffenen Hufe zu verringern. Die Hufe können sich auch warm anfühlen, und der Puls in den Gefäßen rund um den Kronrand kann erhöht sein.

  • Geringere Aktivität und Bewegungsunwillen
  • Schlechteres Laufen auf hartem Boden
  • Viel Liegen
  • Wendeschmerz
  • Warme Huf
  • Pulsation an den betroffenen Beinen
  • Einblutungen in der weißen Linie
  • Verspannte Muskultur
  • Schmerzgesicht
  • Sägebockhaltung: Verlagerung des Gewichts nach hinten, die Hinterbeine stehen weiter unter dem Körper, die Vorderbeine nach vorne heraus.
Sohlenansicht verbreiterte weiße Linie

Vorbeugung von Hufrehe

Die wichtigste Vorbeugung von Hufrehe stellen eine artgerechte Fütterung und Haltung sowie eine regelmäßige physiologische Hufbearbeitung dar. 

Die Grasmenge, die das Pferd aufnehmen kann, sollte gegebenenfalls begrenzt werden. Dazu kann das Pferd in einem bewuchsfreien Paddock mit zuckerarmem (Analyse!) Heu gefüttert werden. Alternativ ist es auch möglich, durch Einweichen von Heu einen Teil der wasserlöslichen Kohlenhydrate (Zucker) auszuwaschen. Dabei muss aber beachtet werden, dass eingeweichtes Heu auch andere wichtige Nährstoffe verliert, die dann supplementiert werden müssen. Außerdem vermehren sich abhängig von der Außentemperatur patogene Keime im eingeweichten Heu sehr schnell.

Sinnvoll ist auch das Anlegen eines Laufganges um die Weide herum, der die Pferde zu mehr Bewegung animiert.

Die Fütterung von Getreide sollte möglichst vermieden werden, dabei ist Hafer anderen Getreidesorten zu bevorzugen und auch nur in begrenzter Menge zu füttern, wenn erforderlich.

Besonders wichtig ist eine korrekte Hufbearbeitung. Zu hohe Trachten und lange Zehen sind die Hauptursachen mechanischer Hufrehe. Diese sollten unbedingt vermieden werden.  Wenn die Hufe eine unphysiologische Form haben, zum Beispiel durch eine ungleichmäßige Belastung oder fehlerhafte Bearbeitung, kann dies zu einer ungleichmäßigen Druckverteilung auf die Huflederhaut führen. Langfristig kann dies die Struktur der Lamellen beeinträchtigen und das Risiko für Hufrehe erhöhen. Eine mechanische Auslösung von Hufrehe kann daher über einen längeren Zeitraum unbemerkt und schleichend erfolgen.

Pferde sind Lauftiere. Sie bewegen sich in freier Natur in langsamem Schritt ca. 30.000 Schritte am Tag voran. Die Pferdehaltung sollte also möglichst viele Bewegungsanreize bieten, durch lange Laufwege, verschiedene Futterstellen und interessantes Gelände, das möglichst nicht von jedem Platz aus komplett überblickt werden kann. 

Das Training des Pferdes sollte ausgehend von seinem aktuellen Trainingszustand behutsam aufgebaut werden. Sehnen und Bänder benötigen einen deutlich längeren Zeitraum, um sich an eine höhere Belastung anzupassen als Muskeln. Gerade bei übergewichtigen Pferden sollte das Training entsprechend langsam gesteigert werden. 

Was tun bei akuter Hufrehe?

Die Behandlung von Hufrehe erfordert eine enge Zusammenarbeit mit einem Tierarzt und/oder einem erfahrenen Hufschfachmann. Sofortiges Handeln ist entscheidend, um die Schmerzen zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und die normale Hufstruktur wiederherzustellen. Dabei kann auch die Verabreichung von entzündungshemmenden Medikamenten und eine angepasste Ernährung, die auf das Pferd abgestimmt ist, erforderlich sein, um weitere Belastungen zu vermeiden.

Ein Pferd, das sich im akuten Reheschub befindet, sollte keinesfalls zur Bewegung gezwungen werden. Insbesondere nicht auf hartem Boden, da die Erschütterungen die geschwächte Aufhängung weiter schädigen können.

Oft hilft im akuten Stadium die Kryotherapie, weitere Schädigungen zu verhindern. Studien dazu besagen dass der Huf und das betroffene Bein 72 Stunden am Stück mit Eis oder Eiswasser gekühlt werden muss. Kryotherapie kann außerdem vorbeugend bei Vergiftungen eingesetzt werden, so konnte etwa gezeigt werden, dass der Einsatz der dauerhaften Kühlung bei Colitis das Auftreten von Hufrehe verhindern kann .

Zur Unterstützung der Ausleitung von Giftstoffen sollte demgegenüber de Durchblutung unterstützt werden. Hier können verschiedene Kräuter, wie Ginkgo, Jiaogulan, Weidenrinde, Mädesüß eingesetzt werden. 

Insbesondere bei Pferden Fettpolstern (Kammfett) kann auch die Supplementierung von Magnesium sinnvoll sein. Magnesium und eine hinreichende Salzversorgung (Natrium!) sind grundsätzlich zu empfehlen, um Pferden die Verarbeitung von Weidegras (reich an Kalium und Stickstoff) zu erleichtern, darauf werde ich in einem anderen Beitrag noch genauer eingehen.

Hufbearbeitung bei Hufrehe

Daneben ist eine fachmännische Hufbearbeitung in kurzen Intervallen essenziell, damit Rehe gut ausheilen kann. Dabei ist es besonders wichtig, die Zehe kurz zu halten, um weitern Zug an den Lamellen zu verhindern. Auch die Trachten müssen sinnvoll gekürzt werden, um eine Gewichtsverlagerung auf die Zehe zu vermeiden und möglichst den Strahl zu belasten. Dabei ist es oft auch sinnvoll spezielle Polster in Verbänden oder Hufschuhen einzusetzen, um die Hufwand zu entlasten. Es sollte in den meisten Fällen vermieden werden, die Trachten zu erhöhen, das Hufbein solle nah an der Bodenparallelität ausgerichtet werden (ein Winkel von etwa drei bis fünf Grad wird je nach Trimmmethode angestrebt), um weiter Fehlbelastungen und einen Abbau von Knochensubstanz zu vermeiden.

Bei akuter oder chronischer Hufrehe unterstütze ich dein Pferd und dich gerne. Ich habe viel Erfahrung in diesem Bereich und konnte schon viele Pferde von Hufrehe befreien. Einige dieser Pferde leben wieder in kompletter Weidehaltung. Je nach Fall ist es während der Behandlungsdauer nicht einmal notwendig, das Pferd komplett von der Weide fernzuhalten.

Hufrehe-Profi

Ich biete dir bei Hufrehe auch eine Komplettbetreuung an. Oft ist es sinnvoll, nach dem akuten Schub den Stoffwechsel deines Pferdes zu sanieren. Ich erstelle euch neben einer engmaschigen Bearbeitung der Rehehufe gerne einen individuellen Ernährungsplan für dein Pferd und unterstütze euch auch phythotherapeutisch. Die ganzheitliche Behandlung von Pferden mit Stoffwechselproblemen – wie Übergewicht, EMS, Cushing, Hufrehe usw. – ist eine meiner wichtigsten Spezialisierungen. Ich kann hier einen breiten Wissens- und Erfahrungsschatz einbringen, um euch optimal zu unterstützen.

Kontaktiere mich gerne.

Akute Rehe, verlauf von 2 Monaten

Das Pferd ist inzwischen wieder voll reitbar und hat gesunde Hufe, es steht die ganze Zeit im Offenstall mit Weidegang.

Chronische Rehe – Verlauf 2017-2018

Das Pferd ist inzwischen seit 2018 normal belastbar und gesund.

Hufrehe, Heilungsverlauf

Quellen/ weiterführende Informationen:

  • Kullmann et al.: Prophylactic digital cryotherapy is associated with decreased incidence of laminitis in horses diagnosed with colitis. Equine Veterinary Journal. 2014, 46 (5): 554-559.
  • Ramey, P.: Care and Rehabilitation of the Equine Foot. Hoof Rehabilitation Publishing, LLC, 2011.
  • Van Eps, Pollitt: Equine laminitis model: Cryotherapy reduces the severity of lesions evaluated seven days after induction with oligofructose. Equine Veterinary Journal. 2009, 41 (8): 741-746.
  • Van Eps, Pollitt: Equine laminitis: cryotherapy reduces the severity of the acute lesion. Equine Veterinary Journal. 2004, 36 (3): 225-260.