Gehölzfutter in der Pferdefütterung

In einem natürlichen Lebensraum würden Pferden viele unterschiedliche Nahrungsmittel zur Verfügung stehen – neben Gräser auch Kräuter, Laub, Rinden, Blüten, Früchte und Zweige von Bäumen und Büschen, Moose usw. – abhängig davon, was zur jeweiligen Jahreszeit verfügbar ist. Gerade im Winter werden vermehrt Wurzeln und Rinden gefressen. Eine Mischbeweidung von Gräsern, Kräutern, Bäumen und Buschwerk ist bei wilden und halbwild gehaltenen Pferden gängig.

Zweige als Bestandteil der Ration

Du kannst deinem Pferd das ganze Jahr über Zweige und Äste unterschiedlicher Bäume anbieten. Gerade im Winter, wenn unsere Pferde leider oft auf relativ kleinen Paddocks gehalten werden, bieten sie eine zusätzliche Abwechslung.

Insbesondere bei leichtfuttrigen Rassen, die Heu ad lib. nicht vertragen und bei welchen bei einer dem Energiebedarf angepassten Heufütterung die Fresszeit zu gering ausfällt, eignen sich Gehölze sehr gut, um Fresspausen zu reduzieren und können als fester Bestandteil der Ration eingeplant werden.

Hartriegel und Haselnuss

Gehölz als wertvolles Futtermittel

Zum Ende des 18ten Jahrhunderts setzte eine Trennung von Wald und Weide ein, Gehölze werden seitdem in der Tierernährung nicht mehr systematisch eingesetzt. Ihre Bedeutung ist soweit gesunken, dass Hecken und Bäume an Wiesenrändern und auf Freiflächen zunehmend als störend empfunden und entfernt wurden. 

Dabei bieten Rinde, Blätter, Wurzeln und Früchte von Gehölzen viele sekundäre Pflanzenstoffe, einen hohen Gehalt an Rohprotein und Energie. Baumrinden haben einen vergleichbaren Gehalt an Kalium, Kalzium und Phosphor wie Heu und Gras, sie verfügen aber über einen deutlich höheren Anteil an Spurenelementen.

Außerdem trägt das Knabbern an Zweigen dazu bei, dass die Zähne deines Pferdes in natürlicherer Weise abgenutzt werden und das Zahnfleisch gestärkt wird. (Trotzdem solltest du nicht auf die regelmäßige Zahnarztkontrolle verzichten.)

Hartriegel

Wieviel Gehölz ist sinnvoll?

In der Literatur werden zehn Prozent der Gesamtration als sichere Obergrenze für Gehölzfutter genannt. Bei einem 500kg Pferd, das eine Futtermenge von insgesamt 10 kg erhält, wäre dies 1 kg Gehölzfutter. Wenn dein Pferd immer Heu guter Qualität zur freien Verfügung hat und gesund ist, wird es mit Sicherheit nicht mehr Gehölz fressen, als es verträgt. Wenn du dagegen Äste und Zweige anbietest, um Fresspausen zu überbrücken, solltest du das Gesamtverhältnis der Ration im Blick behalten. Hier ist es auch sinnvoll, die Gehölzmenge langsam anzuheben und dabei die Verdauung deines Pferdes im Blick zu behalten. Ich schneide oft so viele Zweige, wie ich tragen kann, davon bleibt eigentlich immer etwas übrig trotz begrenzter Heumenge. 

Weide

Welche Pflanzenteile?

Du kannst deinem Pferd zarte Zweige vorlegen, wenn diese wenig holzig sind, kann dein Pferd sie komplett fressen. Von dickeren Ästen oder ganzen Bäumen (wenn vielleicht der Nachbar einen Baum gefällt hat) wird dein Pferd nur die Rinde abknabbern. Auf unserem Grundstück mussten wir kürzlich eine Birke fällen. Die Pferde haben die Zweige komplett abgeknabbert und mit der Zeit auch die Rinde. Zur Vegetationszeit kannst du deinem Pferd auch Zweige mit Blättern, frischen Trieben, Knospen, Blüten oder Früchten vorlegen.

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Die Ponys und ein Teil der Birke

Welche Gehölze? – Ein Überblick über die gängigsten Sorten

Birke ist reich an Calcium und Zink und wirkt harntreibend, die Rinde wirkt keimhemmend, schützt die Leber und hemmt das Tumorwachstum.

Brombeerblätter sind reich an Mangan, Kalium und Kalzium sowie Gerbstoffen, Schleimstoffen und Flavonoiden, diese Blätter sind ganzjährig verfügbar, sie wirken keimhemmend und antiviral.

Erle: Die Rinde ist reich an Gerbstoffen, sie enthält Eisen, Magnesium und Zink.

Hartriegel ist sehr Kalziumreich.

Haselnuss hat einen hohen Eisen-, Mangan- und Kalziumgehalt, sie wirkt blutungsstillend und blutreinigend.

Heckenrosen, welche jetzt noch reife Hagebutten tragen, liefern über die Früchte Vitamin A und C, B-Vitamine, Vitamin K und Beta-Carotin. Sie wirken schmerz- und entzündungslindernd und regen den Stoffwechsel an, die Zweige enthalten relativ viel Kalzium und Magnesium.

Linde ist auch reich an Eisen und Mangan, sie wirkt krampflösend.

Obstbäume (zB Apfel, Birne, Kirsche oder Pflaume): Hier solltest du darauf achten, dass sie ungespritzt sind.

Weide enthält viel Mangan, Selen und Zink sowie Salicylate, welche schmerzlindernd und blutverdünnen wirken.

Weißdorn ist reich an Kalzium, Magnesium, Natrium und Kalium.

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