Frage: Soll ich meinem Pferd die Hufe wässern?
Antwort:
Extreme Trockenheit ist nicht optimal für den Wasserhaushalt der Hufe unserer Pferde.
Wildpferde gehen beim Trinken oft ins Wasser und wässern so ihre Hufe täglich.
Auch für unsere Pferde KANN es sinnvoll sein, die Hufe zu wässern, um das Horn mit Feuchtigkeit zu versorgen. Dazu ist es aber erforderlich, die Hufe regelmäßig feucht zu halten und nicht zu schnell zwischen nass und trocken zu wechseln, da sonst die Hufe noch stärker austrockenen können und während der Trockenheit möglicherweise entstandene Risse noch schlimmer werden. Das Horn weicht beim Wässern nämlich auf, weil es Wasser aufnimmt, es dehnt sich dabei aus. Bei Trocknen, zieht es sich wieder zusammen. Diese Vorgänge belasten die molekulare Struktur des Horns zusätzlich. Anders ist es, wenn das Horn langsam wieder trocknet, das Wasser also langsam und Stück für Stück entzogen wird. Dazu sollte Feuchtigkeit lange und kontinuierlich auf das Horn einwirken, wie beispielsweise nächtlicher Tau auf der Weide.
Durch die im Sommer jetzt immer öfter aufkommende Dürre kommt hinzu, dass die meisten Wiesen total kurz sind und so im Spätsommer nicht einmal nachts Feuchtigkeit an die Hufe kommt. Hier kannst du beispielsweise Abhilfe schaffen, indem du eine Hufschwemme baust oder einfache Krankenschuhe für Pferde nutzt, die mit Wasser gefüllt werden können. Auch ein großes Plantschbecken kann diesen Sinn erfüllen oder eine Klauenwanne für Rinder. Dabei ist es wichtig, dass du lange genug wässerst und nach dem Wässern dein Pferd nicht aus dem Wasser ins Trockene stellst, sondern es beispielsweise in einen matschigen Bereich entlässt. Ideal wären hier Feuchtwiesen mit Bachlauf, aber auch überlaufende Tränkenbecken, um die herum der Boden feucht ist, können hilfreich sein.
Wenn du nur die Möglichkeit hast, die Hufe richtig nass zu machen und sie danach gleich wieder trocknen, dann solltest du lieber auf das Wässern verzichten.
Eine Ausnahme ist die Zeit vor der Hufbearbeitung (bei Trockenheit). Sofern dein Pferd die maschinelle Bearbeitung nicht akzeptiert oder diese aus anderen Gründen bei euch nicht möglich ist, solltest du die Hufe deines Pferdes vor der Hufbearbeitung möglichst intensiv einweichen. Mindestens 30 Minuten, aber gerne auch länger bis zu 2 Stunden, damit eine genaue Bearbeitung auch bei Trockenheit möglich ist. Hierzu sind Krankenschuhe besonders geeignet, die das Pferd auch während er Bearbeitung noch an den anderen Hufen trägt. Aber auch ein hochfloriger Teppich oder ein dickes Handtuch, auf das du das Pferd stellst, erfüllt seinen Zweck, wenn es kontinuierlich nass gehalten wird.
Frage: Und was ist jetzt mit Rissen durch Trockenheit?
Um die Hufe elastisch zu halten, ist insbesondere auch eine bedarfsdeckende Nährstoffversorgung deines Pferdes wichtig. Bei tieferen Rissen im Huf spielen häufig auch Imbalancen und Fehlbelastungen eine Rolle. Bei korrekter Hufbearbeitung und korrektem Training wachsen diese meist problemlos heraus. Es gibt auch Risse, die aus Narbengewebe in der Huflederhaut, besonders am Kronrand resultieren können. Diese machen bei korrekter Hufbearbeitung und Pflege normalerweise keine weiteren Probleme.
Durch die Trockenheit entstehen bei manchen Pferden oberflächliche Risse im Horn. In diesem Fall macht es tatsächlich Sinn, den Wasserhaushalt des Hufes zu optimieren.