Die Hufpumpe
Der Pferdehuf weitet sich bei jedem Schritt in der Belastungsphase und zieht sich während der Entlastung wieder zusammen. Diese Bewegung wird als Hufmechanismus bezeichnet und sie unterstützt den Blutumtrieb des Pferdes.
Das Pferd hat an den distalen Bereichen der Gliedmaßen – also unterhalb der Karpal- und Sprunggelenke – keine Muskulatur. Der venöse Rückfluss des Blutes zum Herzen wird also in diesen Bereichen nicht durch Muskelkontraktionen unterstützt. Die Natur hat hier die Pumpfunktion der Hufe eingerichtet, um das venöse Blut in Richtung des Herzens zu pumpen. Bei jedem Schritt werden durch die Bewegung der Hornkapsel und die daraus resultierende Erweiterungen und Verengung der venösen Gefäße in der Huflederhaut und am Kronsaum ca. 2 cl Blut gepumpt. Das entspricht etwa einem Schnapsglas pro Schritt!
Bei einer natürlichen Laufleistung von bis zu 60 (durhschnittlich ca. 15) km am Tag und eine Schrittlänge zwischen 70 und 140 cm wird deutlich, dass die Hufe eine ganze Menge Blut pumpen und so das Pferdeherz enorm unterstützen.
Das Pferd beim Menschen
Wenn das Pferd – wie die meisten unserer gehaltenen Pferde – weniger läuft, dann fällt diese Unterstützung entsprechend geringer aus. Das ist eines der vielen Argumente, die für die Offenstallhaltung im Herdenverband sprechen – die ich bis auf sehr wenige Ausnahmen immer befürworten würde.
Aber auch wenn das Pferd viele km am Tag läuft, kann die Unterstützung des Herzens durch die Hufpumpe eingeschränkt sein. Wenn der Hufmechanismus nicht richtig funktioniert, weil der Huf deformiert ist und entsprechend nicht oder nur eingeschränkt physiologisch beweglich. Dies ist in der Praxis leider öfter der Fall, als man vermuten würde. Auch Hufbeschlag schränkt den Hufmechanismus sehr stark ein oder verhindert ihn völlig. Ein Grund mehr, eine Barhufumstellung in Erwägung zu ziehen. Mit Geduld und fachlich qualifizierter Unterstützung halte ich die Umstellung für nahezu immer sinnvoll und praktikabel.
Eine weitere „Gefahr“ für den Hufmechanismus stellen die extremen Trockenperioden dar, die in den letzten Sommern immer häufiger werden. Hier kann es passieren, dass das Hufhorn zu stark austrocknet und seine Elastizität dadurch verliert. Gerade, wenn es so trocken ist, dass sich nachts kein Tau mehr bildet oder die Pferde nicht in einer feuchten Wiese laufen können. Hier kann es sinnvoll sein, die Hufe regelmäßig zu wässern, indem zum Beispiel die Tränke so positioniert wird, dass die Pferde zum Trinken im Wasser stehen müssen. Das würde auch dem Vorbild der Wildpferde entsprechen. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von speziellen Hufschuhen, welche mit Wasser gefüllt werden können.
Hast du Fragen zum Hufmechanismus oder bist unsicher, ob die Hufe deines Pferdes einen guten Hufmechanismus haben? Gerne unterstütze ich dich mit einer Hufanalyse oder Beratung. Kontaktiere mich gerne jederzeit.