Managed Intensive Grazing

Artgerechte Pferdeweide

Eine Einführung

Managend Intensive Grazing – eine gezielte Stoßbeweidung – ist eine spezielle Weidemanagementmethode, bei der die Beweidung der Pferde in bestimmter Weise gesteuert wird, um eine nachhaltige und gesunde Beweidung zu erreichen.

Hier biete ich dir einen kurzen Einblick ein das Weidemanagement nach diesem Konzept.

Weideaufteilung

  • Teile die Weide in kleinere Abschnitte, auch auf. Diese Abschnitte sollten groß genug sein, um den Pferden ausreichend Gras und Platz zum Bewegen zu bieten, aber klein genug, dass sie innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums „leergefressen“ werden können.
  • Du kannst die Weidestücke (Paddocks) mit festen Zäunen oder mit mobilen Elektrozäunen abgrenzen, um die Bewegung der Pferde zu kontrollieren. Mobile Zäune eignen sich besonders am Anfang, denn wahrscheinlich wirst du etwas experimentieren, bis du eine optimale Lösung gefunden hast.

Rotationsweide

  • Wende die Rotationsweide an, indem du die Pferde regelmäßig von einem Weidestück zum nächsten umstellst. Dadurch können sich die bereits beweideten Flächen erholen und das Gras kann nachwachsen, bevor die Pferde erneut darauf zugreifen.
  • Dies entspricht prinzipiell der allgemeinen Rotationsbeweidung, nur dass die Aufenthalte auf den einzelnen Weidestücken hier deutlich kürzer sind.
  • Die Länge der Weidezeit und Ruhezeit in jedem Paddock hängt von der Vegetation und der Anzahl der Pferde ab. Der Zeitplan sollte so angepasst werden, dass eine Überweidung vermieden wird. Achte darauf, dass das Gras nicht kurz abgefressen wird. Ich halte es so, dass ich die Weide wechsele, wenn die Gräser noch mindestens 20 cm hoch sind.

Weidepflege

  • Überwache den Zustand der Weide regelmäßig. Achte auf Anzeichen von Überweidung, wie abgefressenes Gras oder eine zu kurze Grasnarbe an einzelnen Teilflächen. Lass lieber zu viel stehen als zu wenig.
  • Wenn das Gras zu kurz wird oder die Vegetation abnimmt, lasse das betreffende Paddock ruhen und wechsle die Pferde in ein anderes Paddock.
  • Entferne bei Bedarf unerwünschte Pflanzen wie Ampfer, damit diese insgesamt reduziert werden, Mähen oder Mulchen der Weidereste ist in der Regel NICHT sinnvoll. Je mehr Weiderest auf der Wiese verbleibt, desto schneller, besser und artenreicher wird sie nachwachsen.

Kotmanagement

  • Je nach Bodensituation und Wetter ist es wichtig, dass die Äppel der Pferde regelmäßig entfernt werden, um die Weide vor Kontamination zu schützen. Wenn dein Boden nährstoffarm und eher trocken ist, kann es aber auch sinnvoll sein, nicht abzuäppeln, um dem Boden Nährstoffe zurück zu geben und die Qualität von Boden und Aufwuchs zu verbessern.

Ruhezeiten

  • Lasse die Weideflächen regelmäßig für längere Zeiträume ruhen, besonders auch während der Wintermonate, wenn das Gras nicht aktiv wächst. Die Ruhezeiten sollten der jeweiligen Wachstumsperiode angepasst werden.

„Managend Intensive Grazing“ ist darauf ausgelegt, die Gesundheit der Weideflächen zu fördern, eine nachhaltige Beweidung zu ermöglichen und die Futterqualität für die Pferde zu verbessern. Eine sorgfältige Beobachtung der Weide und der Pferde ist entscheidend, um das Weidemanagement entsprechend anzupassen und die besten Ergebnisse zu erzielen.

Hufrehe erkennen und vermeiden 

Oft gibt es schon lange, bevor das Pferd lahm ist und ein akuter Reheschub auftritt, deutliche Zeichen, dass der Huf krank ist.

Oft sind die vermeintlichen Auslöser von Hufrehe, wie besonders die Weide, nur der Tropfen, der das Fass bei einem kranken Huf zum überlaufen bringt.

Achte auf die folgenden Zeichen bei den Hufen deines Pferdes, um das Risiko eines Reheschubs frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.

Zeichen für Hufprobleme

Verbogene/hebelnde Hufwände
Querrillen in den Hufwänden
schnabelnde Zehenwand

Verbreiterte weiße Linie 
Flache Sohle
Geringe Tiefe der seitlichen Strahlfurchen
Keine Tiefe des Hufes an der Strahlspitze

Gehölzfutter in der Pferdefütterung

In einem natürlichen Lebensraum würden Pferden viele unterschiedliche Nahrungsmittel zur Verfügung stehen – neben Gräser auch Kräuter, Laub, Rinden, Blüten, Früchte und Zweige von Bäumen und Büschen, Moose usw. – abhängig davon, was zur jeweiligen Jahreszeit verfügbar ist. Gerade im Winter werden vermehrt Wurzeln und Rinden gefressen. Eine Mischbeweidung von Gräsern, Kräutern, Bäumen und Buschwerk ist bei wilden und halbwild gehaltenen Pferden gängig.

Zweige als Bestandteil der Ration

Du kannst deinem Pferd das ganze Jahr über Zweige und Äste unterschiedlicher Bäume anbieten. Gerade im Winter, wenn unsere Pferde leider oft auf relativ kleinen Paddocks gehalten werden, bieten sie eine zusätzliche Abwechslung.

Insbesondere bei leichtfuttrigen Rassen, die Heu ad lib. nicht vertragen und bei welchen bei einer dem Energiebedarf angepassten Heufütterung die Fresszeit zu gering ausfällt, eignen sich Gehölze sehr gut, um Fresspausen zu reduzieren und können als fester Bestandteil der Ration eingeplant werden.

Hartriegel und Haselnuss

Gehölz als wertvolles Futtermittel

Zum Ende des 18ten Jahrhunderts setzte eine Trennung von Wald und Weide ein, Gehölze werden seitdem in der Tierernährung nicht mehr systematisch eingesetzt. Ihre Bedeutung ist soweit gesunken, dass Hecken und Bäume an Wiesenrändern und auf Freiflächen zunehmend als störend empfunden und entfernt wurden. 

Dabei bieten Rinde, Blätter, Wurzeln und Früchte von Gehölzen viele sekundäre Pflanzenstoffe, einen hohen Gehalt an Rohprotein und Energie. Baumrinden haben einen vergleichbaren Gehalt an Kalium, Kalzium und Phosphor wie Heu und Gras, sie verfügen aber über einen deutlich höheren Anteil an Spurenelementen.

Außerdem trägt das Knabbern an Zweigen dazu bei, dass die Zähne deines Pferdes in natürlicherer Weise abgenutzt werden und das Zahnfleisch gestärkt wird. (Trotzdem solltest du nicht auf die regelmäßige Zahnarztkontrolle verzichten.)

Hartriegel

Wieviel Gehölz ist sinnvoll?

In der Literatur werden zehn Prozent der Gesamtration als sichere Obergrenze für Gehölzfutter genannt. Bei einem 500kg Pferd, das eine Futtermenge von insgesamt 10 kg erhält, wäre dies 1 kg Gehölzfutter. Wenn dein Pferd immer Heu guter Qualität zur freien Verfügung hat und gesund ist, wird es mit Sicherheit nicht mehr Gehölz fressen, als es verträgt. Wenn du dagegen Äste und Zweige anbietest, um Fresspausen zu überbrücken, solltest du das Gesamtverhältnis der Ration im Blick behalten. Hier ist es auch sinnvoll, die Gehölzmenge langsam anzuheben und dabei die Verdauung deines Pferdes im Blick zu behalten. Ich schneide oft so viele Zweige, wie ich tragen kann, davon bleibt eigentlich immer etwas übrig trotz begrenzter Heumenge. 

Weide

Welche Pflanzenteile?

Du kannst deinem Pferd zarte Zweige vorlegen, wenn diese wenig holzig sind, kann dein Pferd sie komplett fressen. Von dickeren Ästen oder ganzen Bäumen (wenn vielleicht der Nachbar einen Baum gefällt hat) wird dein Pferd nur die Rinde abknabbern. Auf unserem Grundstück mussten wir kürzlich eine Birke fällen. Die Pferde haben die Zweige komplett abgeknabbert und mit der Zeit auch die Rinde. Zur Vegetationszeit kannst du deinem Pferd auch Zweige mit Blättern, frischen Trieben, Knospen, Blüten oder Früchten vorlegen.

F7AD7573-B2DB-4D52-8B54-CB7EE4635EF5.JPG
Die Ponys und ein Teil der Birke

Welche Gehölze? – Ein Überblick über die gängigsten Sorten

Birke ist reich an Calcium und Zink und wirkt harntreibend, die Rinde wirkt keimhemmend, schützt die Leber und hemmt das Tumorwachstum.

Brombeerblätter sind reich an Mangan, Kalium und Kalzium sowie Gerbstoffen, Schleimstoffen und Flavonoiden, diese Blätter sind ganzjährig verfügbar, sie wirken keimhemmend und antiviral.

Erle: Die Rinde ist reich an Gerbstoffen, sie enthält Eisen, Magnesium und Zink.

Hartriegel ist sehr Kalziumreich.

Haselnuss hat einen hohen Eisen-, Mangan- und Kalziumgehalt, sie wirkt blutungsstillend und blutreinigend.

Heckenrosen, welche jetzt noch reife Hagebutten tragen, liefern über die Früchte Vitamin A und C, B-Vitamine, Vitamin K und Beta-Carotin. Sie wirken schmerz- und entzündungslindernd und regen den Stoffwechsel an, die Zweige enthalten relativ viel Kalzium und Magnesium.

Linde ist auch reich an Eisen und Mangan, sie wirkt krampflösend.

Obstbäume (zB Apfel, Birne, Kirsche oder Pflaume): Hier solltest du darauf achten, dass sie ungespritzt sind.

Weide enthält viel Mangan, Selen und Zink sowie Salicylate, welche schmerzlindernd und blutverdünnen wirken.

Weißdorn ist reich an Kalzium, Magnesium, Natrium und Kalium.

Salz – weißes Gold?!

Wie bei fast allem gilt auch hier natürlich „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist“ (Paracelsus). Aber was ist eine geeignete Dosis für unsere Pferde?

Was ist überhaupt Salz?

Salz besteht aus Natrium und Chlorid und ist notwendig, um den Wasserhaushalt, den Säuren-Basen-Haushalt des Körpers und den osmotischen Druck zwischen den Zellen zu regulieren.

Wieviel Salz ist gut?

Dabei variiert der Salzbedarf deines Pferdes sehr stark insbesondere damit, wie stark es schwitzt. Mit jedem Liter Schweiß verliert das Pferd mehrere Gramm Natrium und Chlorid. Der Grundbedarf eines Pferdes (mit ca. 500 kg) liegt bei mindestens 3Gramm Natrium und 2 Gramm Chlorid ohne die Berücksichtigung des Schweißverlustes in Ruhe. Bei Sport, Stress und warmen Temperaturen, aber auch bei Durchfall geht mehr Salz verloren, sodass der Bedarf deutlich höher ausfällt.

Muss Salz zugefüttert werden?

Besonders der Natriumbedarf ist über das Grundfutter regelmäßig nicht gedeckt.
Besonders bei Weidegang verschiebt sich das Elektrolytverhältnis oft ungünstig. Ein Überschuss mit Kalium und Stickstoff bei Mangel an Natrium kann dabei insbesondere auch das starke Anschwellen des Mähnenkamms bei stoffwechselempfindlichen oder bereits -gestörten Pferden begünstigen, das häufig in engem (zeitlichen) Zusammenhang mit Hufrehe steht.

Besonders bei rehegefährdeten Pferden ist hier – neben einer Beschränkung des Weidegrases – die Zugabe von Salz essentiell.
(Im Akutfall sind hier auch weitere Maßnahmen notwendig, gerne unterstütze ich dich gemeinsam mit deinem Tierarzt ganzheitlich.)

Dabei nehmen viele Pferde nicht genug Salz durch frei zugängliche Lecksteine zu sich, sodass eine Zugabe über das Krippenfutter sinnvoll erscheint.

Welches Salz?

Ich gebe meinen Pferden verschiedene Arten von Natursalz, die unbehandelt und frei von Zusatzstoffen sind.

Wieviel Salz?

Hier variieren die Empfehlungen. Ich gebe meinen Kleinpferden ca. 1,5 EL (ca. 25 Gramm) Salz zum Futter, wenn sie schwitzen auch deutlich mehr.
Der NRC-Bedarf liegt zwischen 25 g und ca. 100 g pro Tag für ein Pferd mit 500 kg je Arbeitsbelastung des Pferdes. Der maximal tolerierbare, also nicht toxische, Wert liegt bei 6 Prozent der Futteraufnahme oder 600 g für ein 500 kg schweres Pferd, das insgesamt 10 kg Futtermittel aufnimmt. Pferde nehmen nicht einmal annähernd diese Menge an Salz auf.

Das Schmerzgedächtnis beim Pferd

Hat das Pferd ein Schmerzgedächtnis? Und was ist das überhaupt?

Im Gespräch mit Pferdehaltern höre ich öfter, dass ihre Barhufpferde auf bestimmten Böden „fühlig“ gehen, also sehr vorsichtig und langsam fußen oder zum Beispiel auf Schotterwegen versuchen, auf den Seitenstreifen auszuweichen. Manche Pferdehalter haben dabei die Anweisung erhalten, dass das Pferd „da durch muss“. Es soll einfach weiter über den offenbar schmerzhaften oder wenigstens unangenehmen Boden laufen, um sich daran zu gewöhnen. Was hat das mit dem Schmerzgedächtnis zu tun?

Barhuf über Schotter

Bei der Osteopathin und ganzheitlichen Tierheilpraktikerin in mir schrillen dabei alle Alarmglocken. Das Pferd hat schließlich ein Schmerzgedächtnis. Ein solches Vorgehen kann verdammt nach hinten losgehen. 

Gewöhnung oder Überforderung?

Eigentlich ist die Idee gar nicht so aus der Luft gegriffen: Vielleicht kennst du das von dir selbst? Ich laufe viel barfuß und wenn ich nach dem kalten Winter die Schuhe weglasse, dann laufe ich auch erstmal ziemlich „fühlig“ wenn Kieselsteine oder Schotter auf meinem Weg liegen. Mein Füße haben sich an ihre winterliche Verpackung gewöhnt und reagieren auf die neuen Reize sehr empfindlich. Das wird dann Tag für Tag, Woche für Woche besser und am Ende des Sommers gehen und renne ich problemlos über alle Untergründe. Ganz genauso kann das Pferd sich auch an härtere, unebenere, zunächst unangenehme Untergründe gewöhnen. 

ABER: 

  • Ich kann mir aussuchen, wo und wieviel ich laufe. Ist es mir zu unangenehm, weiche ich aus, gehe besonders vorsichtig, ziehe wieder Schuhe an oder gehe einen anderen Weg. 
  • Ich spüre selbst, ob auf meinem geschotterten Innenhof das unangenehme Barfußgefühl eher weniger oder doller wird. Wenn es doller wird, reagiere ich und laufe weniger dort herum.

Ich habe also selbst die Wahl und ich spüre den Körper, über den ich entscheide, selbst.

Schmerzen und Schmerzgedächtnis

Und hier kommen wir zum Schmerzgedächtnis. Was würde passieren, wenn ich nicht nach meinem Gefühl gehen würde, die Zähne zusammenbeißen und den Schmerzreiz ignorieren würde? Warst du schon einmal längere Zeit ohne oder mit den falschen Schuhen unterwegs und hattest keine Möglichkeit, auf Schmerzen, Druckstellen, Blasen usw. zu reagieren? 

Ich war vor ein paar Jahren mit einer Freundin mit unseren Pferden wandern. Es war Sommer, wir fühlten uns frei und glücklich und waren auch schon eine zeitlang beide nur barfuß unterwegs. Die Wanderung führte uns über wunderschöne Waldwege, die mit grobem Schotter befestigt waren. Nach einigen Kilometern wurde es unangenehm, wir gingen langsamer, mehr am Rand usw. und orientierten uns auch schon schnell wieder Richtung Heimat. Das unangenehme Gefühl wurde schnell zu einem mittelstarken Schmerz und als wir endlich den letzten, zum Glück glatt asphaltierten Kilometer erreichten qualmten uns geradezu die Füße und sogar der Rest des Weges auf dem Asphalt tat uns ziemlich weh. Ich frage mich heute noch, warum wir uns damals nicht einfach auf die Pferde gesetzt haben. Das war nur eine einmalige Geschichte, bei der uns am Ende sogar der Boden, auf dem wir sonst problemlos barfuß rannten und sprangen, in langsamem vorsichtigen Schritt Schmerzen bereitete. 

Barfußlaufen

Was wäre wohl passiert, wenn wir diese Aktion in den nächsten Tagen immer wieder wiederholt hätten?

Unsere Fußschmerzen wären chronisch geworden. Und daraus hätte sich unser Schmerzgedächtnis entwickelt.

Denn durch chronische, also länger anhaltende Schmerzen, wird die Signalverarbeitung im Nervensystem verändert. Anhaltenden oder ständig wiederkehrende Schmerzreize hinterlassen ihre Spuren im Nervensystem. Die Folge ist eine zunehmende Empfindlichkeit für zukünftige Schmerzreize. Vereinfacht kann man sich das so vorstellen, dass der Körper einfach dazu lernt: die betroffenen Nervenwege werden von „Trampelpfaden“ zu „Autobahnen“ ausgebaut. Schließlich reichen schon viel geringere Reize, um die entsprechende Reaktion (Schmerz) auszulösen. Der Schmerz ist als Erinnerung gespeichert und bei geringen Reizen leicht abrufbar, auch wenn der ursprüngliche Grund für den Schmerz schon gar nicht mehr da ist.

Und genau das kann passieren, wenn dein Pferd längere Zeit „fühlig“ laufen muss. Natürlich kann dein Pferd sich an verschiedene Untergründe gewöhnen. Das muss es aber sehr langsam und mehr als ein bisschen komisch sollte es sich dabei für das Pferd nicht anfühlen. In der Regel wird so eine Gewöhnung aber nur funktionieren, wenn dein Pferd die entsprechenden Haltungsbedingungen hat, sich also langfristig auf härtere Böden einstellen kann. Generell kann man für viele Pferde sagen, dass der Boden, auf dem sie leben möglichst dem Boden entsprechen sollte, auf dem sie gearbeitet werden. Wenn du auf geschotterten Wegen ausreiten möchtest, dann wäre also ein geschotterter Paddocktrail optimal. Und auch dabei braucht das Pferd eine langsame, sanfte Eingewöhnung, um sich auf die Bodenverhältnisse einzustellen. Dabei spielen für den Erfolg der Gewöhnung neben der vorsichtigen Gewöhnung auch weitere Faktoren eine Rolle, wie die Nährstoffversorgung, die Stoffwechselsituation des Pferdes und natürlich auch die Hufbearbeitung.

Schotterbereich im Paddock

Temporärer Hufschutz

Wenn dein Pferd überwiegend weich eingestreut, auf sehr ebenem Boden und weicher Wiese und Paddock steht, ist es gut möglich, dass es dauerhaft einen Hufschutz auf härteren Geländewegen benötigt. Zum Glück ist der Hufschuhmarkt inzwischen echt weit entwickelt und es findet sich eigentlich immer eine gute Lösung.

Ich empfehle, dein Pferd auf keinen Fall fühlig laufen zu lassen. Wenn es bestimmte Untergründe vermeiden will, dann zwinge es nicht. Besorge Hufschuhe für den Übergang oder als Dauerlösung. 

Hast du Fragen zu dem Thema oder wünschst dir Hilfe mit deinem Pferd? Melde dich gerne bei mir.

Heilpflanzenportrait Brennnessel

Weil es fast April ist und aktuell viele Pferde eine Stoffwechselunterstützung gut gebrauchen können: 


Wildkräuter im April: die Brennnessel  


Die große Brennnessel (Urtica dioica) – Große Nessel, Gichtrute, Donnernessel, Hanfnessel, Saunessel, Tausendnessel, Teufelskraut – ist als sogenanntes Unkraut den meisten Menschen bekannt. Dabei handelt es sich um eine wichtige Heilpflanze.
Die Pflanze ist in Mitteleuropa sehr verbreitet, sie wächst auch in Amerika, Nordafrika, Kanada und Alaska. Sie findet sich an diversen Standorten, wobei sie nährstoffreichen, humosen, feuchten und stickstoffreichen Boden bevorzugt. Bei der Brennnessel handelt sich um eine mehrjährige, ausdauernde Pflanze mit verschiedenen Unterarten. Die Brennnessel erreicht in der Regel eine Höhe von bis zu anderthalb Metern. Je nach Standort kann die Wuchshöhe zwischen 40 und 320 Zentimetern variieren. Ihr Stängel ist aufrecht und vierkantig, er verzweigt sich nicht. Die Blätter sind gestielt, kreuzständig und gegenständig, länglich, herzförmig und grob gesägt. Stängel und Blätter sind mit Brennhaaren besetzt, diese bestehen aus Kieselsäure und enthalten Ameisensäure. Die Brennnesselblüten sind grünlich oder weiß-gelblich bis hellbraun und hängen von den oberen Blattständen in Rispen herab. Die Blüte reicht von Mai bis November. Nach der Blüte bildet die Brennnessel ca. 1 Millimeter lange grüne Nussfrüchte, welche je einen Samen enthalten. Die Wurzeln sind gelblich-weiß bis braun und weit verzweigt. 

Inhaltsstoffe


Das Kraut enthält Vitamine, besonders Vitamin C, Provitamin A, Kalzium, Magnesium, Kalium, Kieselsäure, Eisen, Carotinoide, Eiweiß, Flavonoide, Histamin und Sekretin. 

Wirkungsweise
Die Brennnessel wirkt blutstillend, blutbildend und blutreinigend sowie blutdrucksenkend. Sie regt den Stoffwechsel an, fördert die Verdauung sowie Durchblutung und wirkt harntreibend sowie schleimlösend und milchbildend. Die Brennnessel wirkt blutzuckersenkend, entgiftend und haarwuchsfördernd. Sie hemmt Entzündungen, stimuliert das Immunsystem und wirkt schmerzlindernd.

Anwendungsgebiete 
Es werden vorwiegend die Wurzeln und Blätter der Brennnessel verwendet. Das Pferd sollte alle Kräuter grundsätzlich als Einzelkraut pur angeboten bekommen. Voraussetzung ist die ständige Verfügbarkeit von Heu. Neben dem getrockneten Kraut und der getrockneten Wurzel nehmen Pferde häufig gerne angewelkte Brennnesseln, welche nach dem Schneiden ein paar Stunden bis Tage liegen.


Stoffwechsel und Entgiftung
Die Brennnessel eignet sich hervorragend um den Stoffwechsel und die Entgiftung anzuregen. Sie kann als Frühjahrskur eingesetzt werden, um den Körper nach dem Winter zu entschlacken. Die Pflanze kann auch helfen, Schwermetalle auszuleiten. Sie kann dein Pferd bei Hufrehe unterstützen.


Blase und Niere
Sie wirkt harntreibend entwässernd und hilft die Blase und Nieren zu reinigen, auch bei Infektionen in diesem Bereich lässt die Brennnessel sich hervorragend einsetzen. Sie kann gegen Nierenschwäche, Nieren- und Blasenentzündungen, bei Harnleiterstörungen, Nierengrieß, Reizblase und auch bei gutartigen Vergrößerungen der Prostata eingesetzt werden.


Bewegungsapparat
Auch bei Rheumatismus und Gicht kann die Brennnessel durch ihre entgiftende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung lindernd wirken. Auch bei Arthroseschüben kann sie deinem Pferd helfen. Die Brennnessel hilft allgemein chronische Beschwerden des Bewegungsapparates zu lindern.


Haut
Die reinigende Wirkung wirkt sich auch auf die Haut positiv aus. Die Pflanze kann ebenfalls beim Sommerekzem sowie allgemein bei Hautjucken und Nesselsucht unterstützend eingesetzt werden. Sie wirkt außerdem gegen Hautschuppen. Insgesamt hilft die Brennnessel häufig gegen chronische und allergische Hautbeschwerden.
Die Brennnessel wirkt anregend und kann Frühjahrsmüdigkeit und Appetitlosigkeit eingesetzt werden. Sie hilft, die Verdauung zu regulieren und kann aufgrund ihres hohen Eisengehalts gegen Blutarmut verwendet werden.
Bei Entzündungen kann die Brennnessel ebenfalls hilfreich sein.


Atemwege
Auch bei Atemwegserkrankungen kann die Pflanze durch ihre schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung Linderung bringen. Die Brennnessel reinigt die Lunge. Sie hilft, chronische Atemwegsbeschwerden zu lindern und kann durch ihre antiallergene und entzündungshemmende Wirkung Allergien allgemein mildern.
Äußerlich kann Brennnesseltinktur gegen Haarausfall helfen.
Die Brennnesselsamen sind sehr nährstoffreich und können in der Rekonvaleszenz unterstützend wirken.

Nebenwirkungen
Als Marspflanze (s. u.) kann sie hitzige Zustände weiter erhitzen, etwa einen hohen Bluthochdruck weiter erhöhen und Entzündungen verstärken (wenn Entzündungen als Heilprozess gesehen werden, so kann dies jedoch durchaus sinnvoll sein). Auch kann die Brennnessel chronische Zustände wieder in Gang bringen. 
Bei eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit sollte die Pflanze nur mit Bedacht eingesetzt werden.


Verwechslung 
Die Brennnessel kann mit der Taubnessel verwechselt werden, welche keine Brennhaare hat und andere Blüten trägt. Die Wirkung der Taubnessel ist ähnlich, jedoch deutlich schwächer, sie ist ungiftig. 


Sammeltipps 
Die Brennnessel kann von März bis August geerntet werden. Im Frühjahr sind die jungen Blätter noch relativ mild. Brennnesselsamen werden im frühen Herbst geerntet. 


Sonstige Verwendung
Wenn dein Pferd dir Brennnessel übrig lässt, kannst du sie auch selbst in Salaten Kräuterbutter und -quark und in Pesto verwenden. Auch gegart kann sie etwa Suppen beigegeben oder wie Spinat zubereitet werden. Der Geschmack ist würzig herb und aromatisch Du kannst aus den getrockneten Blättern auch Brennnesseltee zubereiten. Die Brennhaare werden durch Erhitzen, Trockenen oder Pürieren unschädlich gemacht.

Nach Rudolf Steiner ist die Brennnessel die größte Wohltäterin unter den Pflanzen, nach Maria Treben die beste Heilpflanze.
Nach der Signaturenlehre ist Brennnessel dem Mars zuzuordnen und eine Marspflanze mit starker Wirkung. Sie ist sehr wehrhaft, kann sich gut abgrenzen, Raum einnehmen und verteidigen. Er kann deinem Pferd also helfen, sich gegenüber anderen Pferden besser durchzusetzen und ihm zu mehr Energie verhelfen. 

Schmerzen beim Pferd erkennen

Pferde äußern ihre Schmerzen, anders als wir Menschen, nicht – oder nur sehr selten – durch Laute. Mit etwas Übung lassen sich aber die subtilen Schmerzanzeichen leicht erkennen.

Pferde sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Das ist evolutionär bedingt sinnvoll – in der Wildnis wäre das verletzte oder geschwächte Tier das erste Opfer von Fressfeinden. Im Zusammenleben mit uns Menschen wird diese Eigenschaft vielen Pferden zum Verhängnis. Schmerzen werden häufig nicht erkannt und es kommt oft vor, das Pferde als unwillig, widerspenstig oder faul eingeschätzt werden, die in Wirklichkeit Schmerzen haben.

Schmerzanzeichen

Ob ein Pferd Schmerzen in seinem Bewegungsapparat hat, lässt sich in der Regel bereits von weitem erkennen. Der Pferdekörper ist für das Fluchttier so angepasst, dass es ermüdungsfrei stehen kann. Pferde liegen höchstens wenige Stunden am Tag, sie ruhen oder schlafen auch im Stehen. Evolutionär ist das sinnvoll, das stehende Pferd ist jederzeit fluchtbereit. Dabei lässt der Körper des Pferdes es zu, ohne Muskelanspannung aufrecht zu stehen, indem sich die Sehnen der Strecker- und Beugerapparate der Gliedmaßen im Gleichgewicht befinden. Ein Pferd mit gesundem Bewegungsapparat kann selbst unter Narkose aufrecht stehen, da es dazu keine Muskeln anspannen muss.

Dieses Pferd nimmt eine Schonhaltung an, es hat Schmerzen

Das Sehnengleichgewicht, was das Pferd aufrecht hält, funktioniert dann, wenn alle Röhrbeine senkrecht stehen.

Freilegendes Pferd in entspannter Haltung ohne Energieaufwand
Pferd steht im Sehnengleichgewicht

Mimik

Auch an der Mimik des Pferdes lassen sich Schmerzen erkennen. Hier sieht man ein paar Beispiele für ein „Schmerzgesicht“ von Pferden:

Dreieckiges Auge
Angespannte Kaumuskulatur, hervortretende Gefäße
Falten ums Maul, hochgezogene Nüstern

Ein dreieckiges Auge, Falten ums Maul und hochgezogene Nüstern sowie eine angespannte Kaumuskulatur können Zeichen für Schmerzen sein.

Verhalten

Aggression, Faulheit, Unwilligkeit, Durchgehen, explosives Verhalten oder Lethargie können durch Schmerzen ausgelöst werden.

Oft resultieren Schmerzen aus nicht korrekt bearbeiteten Hufen, denn das ganze Gewicht des Pferdes verteilt sich hier auf sehr geringer Fläche.

Quelle

Warum Barhuf – Teil 1

Es gibt natürlich für jede Regel eine Ausnahme und man sollte ja bekanntlich niemals „NIE“ sagen… Trotzdem möchte ich hier sehr stark dafür plädieren, dass fast jedes Pferd fast immer barhuf gehen sollte. Damit meine ich ohne Eisenbeschlag. Ein zeitweiser Hufschutz, wie beispielsweise Hufschuhe, wenn dein Pferd auf einem anderen (härteren) Boden geritten wird als es lebt, oder vielleicht auch geklebter Hufschutz aus Kunststoff können manchmal sicherlich sinnvoll sein.

Hier möchte ich dir nur kurz einige wichtige Argumente für Barhuf an die Hand geben, die dich vielleicht zum Nachdenken bringen, wenn dein Pferd Hufeisen trägt oder dich in deiner Entscheidung pro Barhuf unterstützen.

Tinkerhufe

Stoßdämpfung

Der Huf des Pferdes ist ein natürlicher Stoßdämpfer. Durch den Hufmechanismus wird die Aufprallenergie abgefangen und in eine reversible Verformung der Hufkapsel (und Wärme als Nebenprodukt) umgeleitet. Es gibt Studien, laut welchen im Trab auf Asphalt beim Barhufpferd weniger Belastungen auf die Gelenke einwirken als bei einem beschlagenen Pferd im Schritt. Barhuf schont also den Bewegungsapparat deines Pferdes.

Sicherheit – Taktile Wahrnehmung

Das Pferd spürt über seine Hufe den Boden. Es nimmt Unebenheiten genau wahr und kann entsprechend seine Hufe sehr genau setzen. Dieses Gefühl ist ein wichtiger Bestandteil der räumlichen Wahrnehmung und bietet dem Pferd eine hohe Sicherheit beim Laufen. Außerdem passt die elastische Hornkapsel sich an Bodenunebenheiten an, indem zum Beispiel eine Trachte über einer Bodenerhöhung nach oben verschoben wird. All das ist mit Hufbeschlag nicht möglich, sodass ein beschlagenes Pferd gegenüber einem Barhufpferd unter sonst gleichen Umständen unsicherer im Gang und damit auch verletzungsgefährdeter ist.

Blutpumpe

Zum Hufmechanismus als Unterstützung des venösen Rückflusses aus den distalen Bereichen der Extremitäten habe ich kürzlich schon einen Beitrag geschrieben.Neben der Unterstützung des Herzens ist die Durchblutung des Hufes aber auch essentiell für das Wachstum und die Qualität des Horns. So werden Nähr- und Abfallstoffe mit dem Blut transportiert. Ein beschlagener Huf hat einen stark eingeschränkten oder möglicherweise auch gar keinen Hufmechanismus. Die Durchblutung ist dadurch eingeschränkt, das Herz wird nicht unterstützt und die Hornqualität kann sich verschlechtern. Außerdem werden möglicherweise die Entgiftungsorgane (insbesondere Leber, Nieren, Haut) deines Pferdes stärker belastet, weil Hufhorn auch ein Ausscheidungsprodukt des Stoffwechsels ist. Wenn durch eine schlechtere Durchblutung weniger Hufhorn „ausgeschieden“ wird, müssen die Stoffwechselprodukte auf anderem Weg aus dem Körper gebracht werden. Es kann dabei sogar ein Zusammenhang zwischen einem Ekzem und schlecht funktionierenden Hufen bestehen.

Es gibt noch mehr Argumente für Barhuf, auf die ich demnächst noch eingehen werde. Läuft dein Pferd mit oder ohne Hufeisen? Wie sind deine Erfahrungen? Wenn du unsicher bist, ob dein Pferd barhuf zurecht kommt, oder andere Fragen zu Pferdehufen hast, berate ich dich gerne. Kontaktiere mich einfach.

Warum das Pferd 5 Herzen hat

Die Hufpumpe

Der Pferdehuf weitet sich bei jedem Schritt in der Belastungsphase und zieht sich während der Entlastung wieder zusammen. Diese Bewegung wird als Hufmechanismus bezeichnet und sie unterstützt den Blutumtrieb des Pferdes.

Das Pferd hat an den distalen Bereichen der Gliedmaßen – also unterhalb der Karpal- und Sprunggelenke – keine Muskulatur. Der venöse Rückfluss des Blutes zum Herzen wird also in diesen Bereichen nicht durch Muskelkontraktionen unterstützt. Die Natur hat hier die Pumpfunktion der Hufe eingerichtet, um das venöse Blut in Richtung des Herzens zu pumpen. Bei jedem Schritt werden durch die Bewegung der Hornkapsel und die daraus resultierende Erweiterungen und Verengung der venösen Gefäße in der Huflederhaut und am Kronsaum ca. 2 cl Blut gepumpt. Das entspricht etwa einem Schnapsglas pro Schritt!

Ein Schnapsglas voll Blut je Schritt

Bei einer natürlichen Laufleistung von bis zu 60 (durhschnittlich ca. 15) km am Tag und eine Schrittlänge zwischen 70 und 140 cm wird deutlich, dass die Hufe eine ganze Menge Blut pumpen und so das Pferdeherz enorm unterstützen.

Das Pferd beim Menschen

Wenn das Pferd – wie die meisten unserer gehaltenen Pferde – weniger läuft, dann fällt diese Unterstützung entsprechend geringer aus. Das ist eines der vielen Argumente, die für die Offenstallhaltung im Herdenverband sprechen – die ich bis auf sehr wenige Ausnahmen immer befürworten würde.

Aber auch wenn das Pferd viele km am Tag läuft, kann die Unterstützung des Herzens durch die Hufpumpe eingeschränkt sein. Wenn der Hufmechanismus nicht richtig funktioniert, weil der Huf deformiert ist und entsprechend nicht oder nur eingeschränkt physiologisch beweglich. Dies ist in der Praxis leider öfter der Fall, als man vermuten würde. Auch Hufbeschlag schränkt den Hufmechanismus sehr stark ein oder verhindert ihn völlig. Ein Grund mehr, eine Barhufumstellung in Erwägung zu ziehen. Mit Geduld und fachlich qualifizierter Unterstützung halte ich die Umstellung für nahezu immer sinnvoll und praktikabel.

Eine weitere „Gefahr“ für den Hufmechanismus stellen die extremen Trockenperioden dar, die in den letzten Sommern immer häufiger werden. Hier kann es passieren, dass das Hufhorn zu stark austrocknet und seine Elastizität dadurch verliert. Gerade, wenn es so trocken ist, dass sich nachts kein Tau mehr bildet oder die Pferde nicht in einer feuchten Wiese laufen können. Hier kann es sinnvoll sein, die Hufe regelmäßig zu wässern, indem zum Beispiel die Tränke so positioniert wird, dass die Pferde zum Trinken im Wasser stehen müssen. Das würde auch dem Vorbild der Wildpferde entsprechen. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von speziellen Hufschuhen, welche mit Wasser gefüllt werden können.

Wildpferde in Bosnien an der Wasserstelle beim Trinken inklusive Hufbad

Hast du Fragen zum Hufmechanismus oder bist unsicher, ob die Hufe deines Pferdes einen guten Hufmechanismus haben? Gerne unterstütze ich dich mit einer Hufanalyse oder Beratung. Kontaktiere mich gerne jederzeit.

Warum Hufbearbeitung

Hufe haben sich dazu entwickelt, sich selbst zu erhalten. Vor der Domestizierung der Pferde hat ihr täglicher nomadischer Lebensstil, der sie über lange Strecken durch unterschiedliches Terrains führte, ihre Hufe permanent auf die optimale Länge abgenutzt und abgerundet oder abgeschrägt, sodass sie nicht ausgebrochen sind. Die Sohlen, Eckstreben und Strähle waren in dickes verhärtetes und verdichtetes Horn verpackt, das sich ständig abnutzte, während neue Zellen aus dem Inneren nachschoben. Es wurde keine menschliche Hilfe benötigt. Ein genetisch weniger gut ausgestattetes Tier, dessen Hufe sich nicht selbst erhalten konnten, überlebte nicht lange und konnte deshalb seine Gene nicht an zukünftige Generationen weitergeben. Das hatte zur Folge, dass die Pferde und ihre Hufe sich im Laufe der Millionen an Jahren andauernden Evolution immer weiter verbesserten. Heute können wir den Prozess des natürlichen Gleichgewichts zwischen Wachstum und Abnutzung weiterhin bei verwilderten Wüstenpferden, die wieder im amerikanischen Westen (und anderen Teilen der Welt) angesiedelt wurden sowie anderen verwilderten Hauspferden (wie den Wildpferden in Bosnien) beobachten, und auch, wenn wir die Hufe anderer wildlebender Huftiere studieren.

Verwildere Hauspferde in Bosnien

Domestizierte Pferde haben dagegen eine ganz andere Lebensweise. Sie sind von uns massiv in der Bewegung eingeschränkt, da einerseits ihr Lebensraum sehr begrenzt ist und auf der anderen Seite alle ihre Bedürfnisse erfüllt sind – Futter und Wasser stehen ständig oder zumindest meistens in ausreichender Menge bereit, es ist keine Flucht vor Angreifern notwendig usw. Das Leben der Pferde wird dadurch sehr stark vereinfacht. Die Pferde bewegen sich also viel weniger, als es die Natur für sie vorgesehen hat. Wildpferde legen täglich bis zu 30 km zurück – unter sehr widrigen Umständen auch bis zu 60 km, im Durchschnitt aber immerhin zwischen 8 und 16 km. Und das kontinuierlich über den Tag verteilt. Der Abrieb des Horns ist entsprechend geringer, als er es in der Natur wäre. (Auf die weiteren Auswirkungen der verringerten Bewegung auf Huf und Pferd werde ich in einem anderen Artikel noch genauer eingehen).

Hinzu kommt, dass wir unsere Pferde häufig auf weicherem Boden halten, als die Evolution es vorgesehen hat. Und ihr Futter – selbst wenn sie nur von Heu und Gras ernährt werden – ist meist reicher an Kohlenhydraten als es in der Natur wäre. Dies wirkt sich ebenfalls auf Hufwachstum und Hornqualität aus.

Wir folgen nicht der natürlichen Auslese der Natur, sondern züchten unsere Pferde nach ganz anderen Kriterien, wobei dieser Faktor gegenüber den Haltungsbedingungen eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Insgesamt führen diese Faktoren dazu, dass eine regelmäßige Hufbearbeitung für die allermeisten unserer gehaltenen Pferde zwingend erforderlich ist, um die (Huf-) Gesundheit zu erhalten.